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Erfolg und Misserfolg in der Arbeit mit Kindern und Familien oder Von der Kunst des Navigierens in hochkomplexen Wirklichkeiten - Intervention im Familienkonflikt
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- Erstellt am Sonntag, 14. März 2010 07:11
Peter Pantucek:
Intervention im Familienkonflikt
Diplomarbeit in Soziologie an der Universität Wien
Berufliches Wissen und berufliche Fertigkeiten in der Sozialen Arbeit scheinen sich einer präzisen Beschreibung immer wieder zu entziehen, die Akteure haben mitunter selbst Schwierigkeiten, ihre Vorgangsweisen präzise zu beschreiben und so einer verallgemeinernden Diskussion zugänglich zu machen. Am Beispiel eines "Krisenzentrums" für Kinder und Jugendliche, bei dem eine Reihe von Indikatoren darauf hindeutet, dass es erfolgreich arbeitet, wird in dieser Diplomarbeit der Versuch unternommen, dem "tacit knowledge" auf die Spur zu kommen.
Die Aufzeichnungen in den Dienstbüchern, Akten und Teamprotokollen wurden gesichtet, Fällen zugeordnet und schließlich die Aktionen des Personals in der Bearbeitung einer Reihe ausgesuchter Fälle Schritt für Schritt rekonstruiert.
Es konnte ein Set von Regeln extrahiert werden, die insgesamt ein Bild sozialarbeiterischer Herangehensweisen bei der Fallbearbeitung in einer Kriseneinrichtung geben. Als wichtigste und übergreifende Regen fanden sich:
- Der weitgehende Verzicht auf diagnostische Festlegungen
- Ein nahezu vollständiger Verzicht auf Ursachenforschung
- Einsatz der Konflikt-Metapher, um auch ohne eindeutige Diagnosen handlungsfähig zu bleiben
- Vermeiden einer Konkurrenzsituation zur Herkunftsfamilie
- Inszenierte Nähe zur Herkunftssituation der Kinder / Jugendlichen
- Betonung der Verantwortung aller Beteiligten
- aktives und ständiges Werben um das Vertrauen aller Beteiligten
- Einsatz von Strategien der Entdramatisierung
- Klare Strukturierung des Betreuungsablaufs (Sequentialisierung)
- Bewusste Inszenierung von Aufmerksamkeit für die beteiligten Personen
- Konzentration auf die Verhinderung möglicher bzw. Unterbrechung laufender Ausschlussprozesse
- Bemühen, in jedem Fall einen inszenierten Abschluss zu finden, keine Bearbeitungen abzubrechen und Abbrüche durch die KlientInnen in Abschlüsse umzuwandeln.
Die Arbeit versteht sich als Beitrag zu einer Handlungswissenschaft der Sozialen Arbeit, die professionelle Vollzüge nachvollziehbar, diskutierbar und lehrbar zu machen versucht.
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