Der 2020 Krisenblog
Sechster Tag
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- Erstellt am Freitag, 03. April 2020 11:38
Die Tulpen entsorgt. Ab sofort nur mehr Blümlein aus dem eigenen Garten auf dem Tisch.
Am härtesten trifft mich der Verlust der Kaffeehäuser, Espressi, Wirtshäuser. Im Alter von 14 Jahren habe ich begonnen, wesentliche Teile meiner Tage in solchen Etablissements zu verbringen. Sie waren stets meine eigentlichen Wohnzimmer in dieser Welt. Und nur dort konnte ich konzentriert kreativ arbeiten. Jetzt hätte ich einige Texte zu schreiben, und ich weiß nicht, wie ich das machen soll, wenn ich keine Gaststätten zur Verfügung habe. In der häuslichen Ruhe / Unruhe kann ich lektorieren, ausbessern, mich durch Bücher ackern, aber keine längere Abfolge von sinnvollen und zusammenhängenden Sätzen produzieren, meine Gedanken bleiben hier bieder, wie in einem Gefängnis. Ich werde Kaffeehaussimulationen, einen Café-Ersatz finden müssen. Aber was kann die anderen Menschen ersetzen?
Die Spaziergänge heute waren erfrischend aufgrund der gesunkenen Temperaturen, aber viel einsamer. Wie lange werden wir noch über diese Stille berichten? Wie lange werden noch Fotos von leeren Straßen und Plätzen gepostet werden? Werden wir dann, wenn alles wieder anläuft, den Lärm für unerträglich finden? Zumindest drei Tage lang?
Jetzt wünsch ich mir von den leeren Straßen noch die parkenden Autos weg. Sollen die die Leute auch in die Wohnung mitnehmen. Was könnte man dann für Stadtfotos machen …