Der 2020 Krisenblog

Einundfünfzigster Tag

An einem Tag, an dem ich mich mit der Beantwortung von Fragen herumschlage, die Gutachterinnen und Gutachter stellen, ist es schwierig auszusteigen. Trotzdem ein kleiner Sidestep zur Auflockerung:
Beim Morgenspaziergang, einem Interview mit einem Wissenschafter lauschend, der sich mit Verschwörungstheorien beschäftigt, überlege ich mir, wie dumm man sein darf. Darf man überhaupt dumm sein? Gibt es einen Unterschied zwischen entschuldbarer passiver Dummheit und moralisch verwerflicher aggressiver Dummheit? Was unterscheidet Dummheit von krankheitswertigen Störungen? Wie kommt es, dass offensichtlich auch gebildete Menschen sehr dumme Statements von sich geben können, ja manchmal sogar verbissen verteidigen? Hilft also Bildung gar nicht wirklich? Sind diese meine Fragen dumm? Oder welche Dummheiten habe ich sonst schon von mir gegeben? Waren die entschuldbar? Schadeten sie nur meinem Ansehen und hatten sie sonst keine schlimmen Folgen?
Darauf gibt es heute keine Antworten. Und sollte es auch morgen keine Antworten darauf geben, dann werde ich mir überlegen müssen, ob Dummheit die richtige Bezeichnung ist. Oder ob es nur ein bequemes Wort ist, das mir hilft, etwas zu verkraften, was mir als blühender Unsinn und als bedrohlich erscheint. Vielleicht wurde das Wort Dummheit gerade dafür erfunden: Damit man manches verkraften kann, sich Ruhe verschaffen kann vor gefährlichen Zumutungen. Damit man das Thema wechseln kann.
Manches sieht man nicht genau, weil so viel Staub aufgewirbelt wird. Was man hier nicht sieht, ist ein Traktor.
 
2025-11-23 um 20.30.07