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Münchhausen: Von Umkehr und der Stärke
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- Erstellt am Mittwoch, 09. Januar 2013 19:41
Zwei Jahre, nachdem Immanuel Kant seinen berühmten Text "Was ist Aufklärung" 1784 in der "Berlinischen Monatsschrift" veröffentlicht hatte, schrieb Gottfried August Bürger in nur wenigen Monaten die nicht minder berühmten Münchhausen-Geschichten nieder: "Wunderbare Reisen zu Wasser und zu Lande, Feldzüge und lustige Abenteuer des Freiherrn von Münchhausen". Der Autor war als Privatdozent der Uni Göttingen ohne festes Einkommen und in einer ökonomisch prekären Situation. Zudem war vor kurzem seine geliebte zweite Frau gestorben. Er arbeitete einen Sommer lang intensiv am "Münchhausen". Vom Erfolg, den sein Werk später haben sollte, erfuhr er zu seinen Lebzeiten nicht mehr.
Bürger war alles andere als bloß ein eloquenter Geschichtenerzähler. Seine Texte sind sorgfältigst komponiert, er verfasste auch ein Lehrbuch der Ästhetik und war ein glänzender Analytiker der Sprache. Das nur vorausgeschickt, damit Münchhausen nicht leichtfertig als Kinderbuch abgetan wird. Das Buch ist eine Fundgrube für schillernde Metaphern.
Einer der kürzesten Abschnitte ist jener:
„Ein anderes Mal wollte ich über einen Morast setzen, der mir anfänglich nicht so breit vorkam, als ich ihn fand, da ich mitten im Sprunge war. Schwebend in der Luft, wendete ich daher wieder um, wo ich hergekommen war, um einen größeren Anlauf zu nehmen. Gleichwohl sprang ich auch zum zweiten Male noch zu kurz und fiel nicht weit vom anderen Ufer bis zum Hals in den Morast. Hier hätte ich unfehlbar umkommen müssen, wenn nicht die Stärke meines eigenen Armes mich an meinem eigenen Haarzopfe, samt dem Pferde, welches ich fest zwischen meine Knie schloss, wieder herausgezogen hätte.“
In den Alltagsgebrauch übergegangen ist das Schlussbild dieses Textes — sich am eigenen Zopf aus dem Sumpf zu ziehen. Ein Bild der Selbsthilfe, und als solches interessant für jemanden, der sich mit Sozialarbeit beschäftigt.
Aber beginnen wir vorerst mit dem Anfang.
„Ein anderes Mal wollte ich über einen Morast setzen, der mir anfänglich nicht so breit vorkam, als ich ihn fand, da ich mitten im Sprunge war.“
"Ein anderes Mal", das verweist auf den Kontext einer Lebenspraxis, einer vorher erzählten Geschichte, und separiert doch das Ereignis, das nun geschildert werden soll, von dieser Praxis als besondere, isoliert bedeutsame Sequenz. Und als nicht-gewöhnliche, als einmalige Sequenz. Vor uns haben wir also nicht eine Erzählung über das Leben im Allgemeinen, sondern über eine Situation, wie sie eben auch vorkommen kann (oder: erzählt werden kann) in einem abenteuerlichen Leben.
Dieses "andere Mal" wollte der Freiherr über einen Morast setzen. Er musste nicht, es wird nicht erwähnt, dass der Morast ein Hindernis auf dem Weg zu einem Ziel sei. Er wollte einfach, vielleicht weil ihn das Risiko reizte. Wir können uns so manches dazu fantasieren, für den Fortgang der Geschichte ist es belanglos. Der Wille des Menschen steht am Anfang.
Ironischerweise fällt mir dazu die Betonung des "Willens" bei Hinte ein. Wolfgang Hinte, seit einiger Zeit als Propagandist eines "Fachkonzepts Sozialraumorientierung" unterwegs, macht den "Willen" der KlientInnen zum Dreh- und Angelpunkt seiner methodischen Argumentation, wobei das philosophische oder theoretische Konzept dahinter nicht so klar ist.
Die Münchhausen-Geschichte zeigt, dass der Wille nicht immer Ausdruck einer vorsichtigen und umsichtigen Rationalität sein muss. Wie es den Willen zum Bösen gibt, gibt es den Willen zum Risiko, zum Spiel, zum Abenteuer, und manchmal auch zum eigenen Tode. Hier steht also ein Wille am Anfang, dessen Quelle wohl der Kopf des Barons, dessen Ziel die Überquerung des Morasts ist. Wozu diese Überquerung ihrerseits allerdings dienen soll, bleibt im Dunklen, möglicherweise sogar dem Freiherrn selbst.
Damit sind wir bei einem weiteren in der Sozialarbeit äußerst beliebten Topos angelangt, dem "Ziel". Inzwischen ist im Feld eine Metaphorik weit verbreitet, die erfolgreichem menschlichen Handeln generell unterstellt, rational auf kurz-, mittel- und langfristige Ziele ausgerichtet zu sein, wobei es eine hierarchische Ordnung gibt: kurzfristige Ziele sind in Bezug auf mittelfristige Ziele Mittel, Schritte, um jene "größeren" Ziele zu erreichen. Und dies wiederholt sich auf der hierarchisch nächsten Ebene.
Mich selbst beobachtend zweifle ich daran, dass damit menschliches Handeln erklärt werden kann. Vor allem zweifle ich daran, dass so der Prozess von Änderungen angestoßen werden kann. Aber das wäre eine andere Abhandlung.
Gehen wir lieber zurück zum Text von Bürger. Zur Erinnerung: Ein anderes Mal wollte der Freiherr Münchhausen über einen Morast springen. Ein Morast, ein Sumpf, ist bekanntlich gefährlich, man kann in ihm versinken, und im Verlauf der Geschichte wird das ja auch passieren. An diesem Anfang aber wird nur das Gelingen des Versuchs imaginiert, nicht die möglichen grausigen Konsequenzen. Damit ist auch eine Eigenart so mancher Lebensentscheidung abgebildet. Mit möglicherweise sogar erfahrungsgestütztem Selbstvertrauen geht der Baron ein Risiko ein. Seine Motivation liegt im Bild des Gelingens, wie bei einem Spieler, den der mögliche Gewinn antreibt und der dem möglichen (und sogar wahrscheinlichen) Misslingen wenig Aufmerksamkeit widmet. Die Aussicht auf den Erfolg lässt ihn die Gefahr unterschätzen, sogar seine Wahrnehmung wird verzerrt: der Morast kommt ihm nicht so breit vor, als er sich nachher erweist.
Er springt. Im Fluge ändert sich die Wahrnehmung. Nun erscheint der Morast viel breiter, als vorher im Stadium der Planung.
Sind Sie Sozialarbeiterin oder Sozialarbeiter? Dann ist Ihnen dieser Effekt aus zahlreichen Fällen wohlbekannt. Man plant, setzt Zeiträume, in denen man etwas erreichen will. Kaum hat man mit der Umsetzung begonnen, erweist sich der Morast als viel breiter, erscheinen die Hindernisse als größer. Das kann man als Folge der unüberblickbaren Komplexität der zu bearbeitenden Situationen beschreiben.
Irritierend an diesem Bild, wenn man es denn als Gleichnis für von der Sozialarbeit unterstützte Änderungsprozesse versteht, ist der Sprung. Im Moment des Absprungs ist eine Dynamik in Gang gesetzt, die üblicherweise nicht mehr zu stoppen ist. Damit wird die Schicksalhaftigkeit dieser Umsetzung des Wollens, das auch ins Verderben führen kann, angedeutet — oder vielleicht doch nur eine weit verbreitete Vorstellung von der Schicksalhaftigkeit? Denn im nächsten Satz passiert das Unglaubliche:
„Schwebend in der Luft, wendete ich daher wieder um, wo ich hergekommen war, um einen größeren Anlauf zu nehmen.“
Zuerst irritiert hier gleich das erste Wort: "schwebend in der Luft" suggeriert Langsamkeit, ja nahezu Stillstand. Das ist keine Vorstellung, die man mit der Dynamik eines Sprunges assoziieren würde, es sei denn, man lebt im 21. Jahrhundert und hat schon tausende Zeitlupenaufnahmen von Sprüngen (z.B. der Schispringer, die es allerdings im 18. Jahrhundert auch noch nicht gab) gesehen. Um wenden zu können, wie es der Baron tut, muss allerdings noch viel mehr passieren als nur die Verlangsamung des Sprungs. Man muss während des Sprungs aufmerksam sein, also die Abweichung der Realität von jener imaginierten Realität des Plans feststellen können; man muss eine Entscheidung treffen können; man muss umkehren können, das heißt der Dynamik eine entgegengesetzte Richtung zu geben, und man muss den früheren Ausgangspunkt als neues Ziel ins Auge fassen können.
Physikalisch ist das unmöglich, es sei denn, man hat einen im Schweben wirksamen Antrieb, der den Impuls des Absprungs mehr als nur neutralisieren kann. Wenn man diese Kraft zur Verfügung hätte, könnte man sie allerdings auch zur Zielerreichung einsetzen.
Wollte man das Bild überstrapazieren, könnte man die Wahrscheinlichkeit der Umkehr durch eine steilere Flugkurve erhöhen. Bei einer senkrecht nach oben verlaufenden Flugkurve gibt es am höchsten Punkt einen Augenblick des Gleichgewichts, des Stillstandes. Hier wäre die aufzuwendende Energie für eine Richtungsänderung am geringsten. Eine so steile Flugkurve macht allerdings auch die Erreichung eines entfernt liegenden Ziels unmöglich. Umkehr wäre also nur dann möglich, wenn der Sprung von vornherein präzise falsch angelegt worden wäre, wenn er bereits auf die Rückkehr zum Ausgangspunkt gerichtet gewesen wäre. Ich überlasse den LeserInnen, Bilder aus ihrer Praxis dazu zu finden.[1]
Die Deutung wird nicht leichter, zieht man in Betracht, dass es sich um eine Lügengeschichte handelt. Worin besteht hier die Lüge? Ist es in Wirklichkeit gar kein Sprung, der vollbracht wurde? War es nur ein gedachter Sprung? Das könnte zu unserer Analogie passen, wo Änderungsprozesse als Sprung von einem Niveau auf ein anderes, von einem Modus in einen anderen, von einem Status auf einen anderen euphorisch beschrieben werden können. Betrachtet man sie allerdings näher, so ähneln sie mehr einem Kriechen, einem Durchwurschteln, einem SichDurchKämpfen. In dieser Betrachtung, für die man die Prozesse, die ich meine, gar nicht verlangsamen muss, ist eine Umkehr vorstellbar: Sich Zurückkämpfen zur Ausgangsposition, alles noch einmal von vorne, mit längerem Anlauf.
Unversehens bin ich nun von einer Deutung der Metapher in die nächste gerutscht. War zuerst der Freiherr Münchhausen noch allein und von keinem Unterstützungsprozess die Rede, dachte ich seit der Umkehr bereits als Sozialarbeiter und daher mich dazu. Spätestens bei der Erkenntnis des Freiherrn, sich in der Breite des Morasts geirrt zu haben, erscheint nämlich das, was der Ausgangspunkt der möglichen Unterstützung ist: ein Problem.
So viel vorweg: Im ganzen Rest der Geschichte wird keine Sozialarbeiterin auftauchen. Auch das wird noch zu analysieren sein.
Vorerst aber nimmt der Freiherr einen neuerlichen Anlauf. Darin ist er noch und wieder ganz der tatkräftige Mensch, wie er in der primitiven neoliberalen Mythologie allen als Beispiel vorgehalten wird. Mit vertieftem Wissen aus dem gescheiterten Versuch werden die Vorbereitungen umfangreicher, und dann wird der Versuch erneut gewagt.
„Gleichwohl sprang ich auch zum zweiten Male noch zu kurz und fiel nicht weit vom anderen Ufer bis zum Hals in den Morast.“
Auch der zweite Versuch führte nicht zum Ziel. Es bleibt verborgen, weshalb nicht erneut die Lösung der Umkehr gewählt wurde. Wurde vom Freiherrn Münchhausen diesmal zu spät (erst nach dem Scheitelpunkt des Fluges) erkannt, dass er sich wieder verschätzt hatte? War er diesmal von seinen sorgfältigen Vorbereitungen verblendet? Das Ziel wurde jedenfalls fast erreicht, der Absturz erfolgte nahe des anderen Ufers. Knapp verfehlt ist auch daneben, könnte man das mit einem gängigen Alltagswort kommentieren. So ergeht es nicht nur Münchhausen, sondern vielen, die nach einem beinahe gelungenen riskanten Vorhaben bis zum Halse im Morast stecken.
Ich lasse nun eine Erläuterung dessen aus, wofür "Morast" steht und stehen kann. Wer will, kann das bei Wiebel nachlesen, der dazu tief gegraben hat. Ich schreite fort zm Höhepunkt der Geschichte:
„Hier hätte ich unfehlbar umkommen müssen, wenn nicht die Stärke meines eigenen Armes mich an meinem eigenen Haarzopfe, samt dem Pferde, welches ich fest zwischen meine Knie schloss, wieder herausgezogen hätte.“
Hier ist die Lösung. Das Ungewöhnliche und Unwahrscheinliche sind wir bei der Lektüre der Geschichten des Freiherrn ja schon gewöhnt. Dieses Unwahrscheinliche scheint allerdings eine ganz besondere Faszination auszuüben, sonst wäre nicht gerade diese Geschichte zu einer der berühmtesten aus dem Kreis der Erzählungen rund um den Baron geworden.
Der Autor widmete der Formulierung dieses Endes seine ganze Kunstfertigkeit. Man beachte die konjunktivische Konstruktion des Hauptsatzes (dazu Genaueres wieder bei Wiebel). Und man beachte, wer oder was hier grammatikalisches Subjekt ist. Stand am Anfang das Wollen des Freiherrn Münchhausen, bringt diesmal nicht er, nicht sein Wille die Rettung. Es ist die Stärke (seines Armes), die als Akteurin und Subjekt auftritt. Die Stärke, ein Abstraktum. Oder, anders betrachtet, eine Eigenschaft eines Körperteils, der dem Baron als Erzähler zwar zurechenbar ist, aber doch deutlich nicht mit ihm ident ist. Nicht der Wille, nicht eine besondere Gewitztheit, sondern etwas, was vorher schon da war und in dieser Notsituation selbsttätig wird und die Rettung bringt. Dass es ihn am Zopf herauszieht, verstärkt noch den Eindruck, dass der Kopf (und damit der Geist, der Wille, oder wie immer man die Kraft bezeichnen will, die im Kopfe wohnt), hier nicht zieht, sondern gezogen wird.
Der „Held“ ist aber nicht völlig untätig. Er nutzt die Gelegenheit und umschließt mit seinen Schenkeln das Pferd, um es mit herauszuziehen. An diesem Punkt der Erzählung irritiert das erstmalige Auftauchen eines Pferdes fast mehr als der insgesamt skurrile Vorgang. Da zuvor nie von einem Pferde die Rede war, hatte man einen springenden und versinkenden Baron vor dem geistigen Auge, nie einen auf einem Pferd sitzenden. Der Überraschungseffekt tritt nur dann nicht auf, wenn man ein illustriertes Exemplar der Münchhausen-Geschichten liest, bei dem man vor der Lektüre des Textes bereits die Zeichnung des aus dem Morast auftauchenden Barons auf dem Pferd in sich aufnimmt. Die Originalversion war allerdings nicht illustriert.
Meine Deutung: Der literarische Ich-Erzähler, bekanntermaßen ein Flunkerer, fügt am Ende das Pferd noch hinzu, um doch noch selbst als Akteur und Held erscheinen zu können. Die Rettung erfolgte durch die Stärke (des Armes), um selbst noch anders als Gezogener ins Spiel zu kommen, benötigt er das Pferd, das er hochziehen kann. Wer die Lüge in der Geschichte sucht, kann sie hier finden. Das Pferd hat es nicht wirklich gegeben. Es ist eine eitle Zugabe des Erzählers.
Eine einfache "Nutzanwendung" dieser Geschichte gibt es nicht. Wir sehen, dass das Wollen nicht in einen größeren Sinnzusammenhang eingebunden sein muss. Wir sehen, dass sich die Wahrnehmung der Aufgabe damit verändern kann, dass sie in Angriff genommen wird; dass auch eine gute Vorbereitung keine Garantie für ein Gelingen ist. Insofern ist es eine Geschichte gegen den naiven Glauben, nach der Analyse einer Situation brauche man nur ordentlich planen und dann loszulegen, dann werde man schon erreichen, was zu erreichen ist. Es ist eine Geschichte gegen all den naiven Optimismus planmäßigen Gelingens. Es ist weiters eine Erzählung davon, dass selbst bei guter Vorbereitung ein Vorhaben in das nahezu sichere Verderben führen kann. Die Geschichte erzählt davon, dass in der höchsten Not nicht der Wille die Erlösung bringt, sondern etwas schon früher Angelegtes, das in der Not von alleine tätig wird. Und es ist eine Erzählung über die Möglichkeit der Umkehr, die oft, aber nicht immer gegeben ist.
Zu dieser Möglichkeit der Umkehr hat Gottfried August Bürger übrigens noch eine andere Geschichte des Freiherrn verfasst: Er reitet auf einer Kanonenkugel in Richtung der Festung des Feindes, um sie zu erkunden. Während des Ritts werden ihm die dort lauernden Gefahren bewusst und er entscheidet sich, doch lieber umzukehren. So springt er auf eine Kanonenkugel, die in die andere Richtung unterwegs ist und kehrt so zu seinen Leuten zurück. Auch in jener Erzählung ist die Umkehr keine moralisch induzierte, sondern eine rationale Entscheidung, basierend auf einer umfassenderen Wahrnehmung der Situation und ihrer mäglichen Konsequenzen Sie hat also nichts mit der religiösen "Umkehr"-Rhetorik zu tun.
Zum Abschluss sei noch das Abwesende gedeutet. Bemerkenswert ist das völlige Fehlen anderer Personen in der Erzählung vom Morast. Das erinnert mich an die Erzählungen von KlientInnen über die erfolgreiche Bewältigung einer schwierigen Lebenslage. Wo diese Bewältigung wirklich gelungen ist, verschwinden oft die anderen AkteurInnen aus der Erzählung. Sie rechnen sich den Erfolg sinnvollerweise alleine zu. Damit reflektiert der Freiherr und reflektieren die KlientInnen, die so erzählen, ein Element der conditio humana in der besonderen Ausprägung der europäischen Moderne: Letztlich ist man allein. Die sozialen Bindungen sind nicht so intensiv, dass sie auch immer als Bedingungen meiner eigenen Entscheidungen in meinem Kopf präsent wären. Vom Individuum wird erwartet, dass es seine Stärken so ausbildet, dass diese es aus dem Sumpf ziehen. Weil das auch einen Freiheitsgewinn bedeutet und individuelle Heldenerzählungen ermöglicht, wird dieses Angebot gerne angenommen. Und die Individuen versuchen, über Moraste zu springen, obwohl keine möglichen HelferInnen anwesend sind.
Ein Dank gilt Bernhard Wiebel, der die Zopf-Episode trefflich analysiert hat und der die Münchhausen-Bibliothek betreibt (www.muenchhausen.ch). Ein weiterer Dank gebührt der Neuen Zürcher Zeitung, die mich und alle, die dazu bereit sind, immer wieder in Gegenden führt, die man ohne sie nicht betreten hätte — in diesem Fall eben das Werk Gottfried August Bürgers.
Bürger, Gottfried August (2002): Wunderbare Reisen zu Wasser und Lande, Feldzüge und Lustige Abenteuer des Freiherrn von Münchhausen. Mit 16 Federzeichnungen von Theodor Hosemann, Nachwort von Max Lüthi. Zürich.
Wiebel, Bernhard (1997): Münchhausens Zopf und die Dialektik der Aufklärung. In: Donnert, Erich (Hg.): Europa in der Frühen Neuzeit. Wien, Köln, Weimar. S. 779-801.
Abb.1 Ph. Sporrer (aus: Des Freiherrn von Münchhausen wunderbare Reisen und Abenteuer zu Wasser und zu Lande. Aus dem Englischen übersetzt von G.A. Bürger. Leipzig. C.F. Amelang’s Verlag [1874])
[1] An diesem Punkt des Schreibens muss ich all meine Disziplin aufwenden, um nicht die Textsorte zu wechseln und die LeserInnen vollends zu verwirren. Ich habe soeben an einem Text von Elfriede Jelinek gelesen, und ihr künstlerischer Erkenntnismodus ist jener des immer weiter Assoziierens.